Ein neuer Biotop-Trittstein in Greifensee

22. Januar 2024

Im Rahmen der Biodiversitätsstrategie wurden im Jahr 2023 am Schwerziweg (Lage) neben dem Friedhof eine wechselfeuchte Magerwiese und ein Weiher angelegt. In den kommenden Jahren soll sich der neue Biotop-Trittstein zu einem Lebensraum für Amphibien, Libellen, Reptilien und weiteren Bewohnern von wechselfeuchten Standorten entwickeln.

Für das Anlegen der Magerwiese wurde die oberste, nährstoffreiche Humusschicht abgetragen. Andernfalls würden seltenere Pflanzen von einzelnen, konkurrenzstarken Pflanzenarten schnell verdrängt werden. Damit die gewünschten Zielarten in Zukunft im Gebiet wachsen, wurde das Schnittgut einer Riedwiese aus der Umgebung auf der Fläche ausgebracht. Die Samen aus dem Schnittgut fallen mit der Zeit auf den Boden und können auf der neu erstellten Fläche keimen. Die Natur braucht jedoch Zeit. Es ist daher etwas Geduld gefragt, bis die Wiese in voller Pracht erblüht.

Aufwertungsfläche Sommer 2023
Die Aufwertungsfläche kurz nach Fertigstellung im Sommer 2023. Die Rohbodenflächen wurden mit Schnittgut einer Riedwiese begrünt. Aus den Samen, die im Schnittgut sind, soll sich über die nächsten Jahre eine artenreiche Magerwiese entwickeln.

 

Auf dem grundwassergeprägten Boden soll zukünftig ein Mosaik von feuchten und trockenen Lebensräumen entstehen. Tiefer und höhere gelegene Bereiche wechseln sich auf der aufgewerteten Fläche ab. In «Senken» profitieren Arten von Feuchtstandorten wie die Sibirische Schwertlilie oder der Teufelsabbiss, auf höher gelegenen «Kuppen» Arten von trockenen Standorten wie die Aufrechte Trespe oder die Tauben-Skabiose.

Wechselfeuchte Magerwiesen
Wechselfeuchte Magerwiesen bieten Pflanzen und Tieren von feuchten und trockenen Standorten einen Lebensraum. Sie weisen dadurch eine hohe Artenvielfalt auf (Bild: Glattaltläufe).

 

Sibirische Schwertlilie
Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica)

 

Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
Teufelsabbiss (Succisa pratensis). (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs)

 

In Ergänzung zur Magerwiese wurde ein Stillgewässer angelegt und der bestehende Entwässerungsgraben naturnah gestaltet. Vom neuen Stillgewässer soll zum Beispiel der Laubfrosch profitieren, der auf periodisch austrocknende Gewässer angewiesen ist. Mit seiner blattgrünen Färbung gehört er zu den stark gefährdeten Froscharten in der Schweiz. Leider sind in den letzten 200 Jahren die meisten unserer Feuchtgebiete verloren gegangen. Im Kanton Zürich sind seit 1850 fast 90 Prozent verschwunden. Ein Grossteil wurde entweder überbaut oder für die intensive Landwirtschaft trockengelegt. Viele Arten, die sich an feuchte Lebensräume angepasst haben, sind daher in den letzten Jahrzehnten stark im Bestand zurückgegangen oder in der Schweiz mittlerweile sogar ausgestorben.

Laubfrosch
Der Laubfrosch wird 3 bis 5 cm gross und braucht fischfreie, besonnte Kleingewässer, die von extensiv bewirtschafteten Feuchtlebensräumen umgeben sind. Durch die Haftscheiben an den Enden der Finger und Zehen ist er ein begnadeter Kletterer und kann als einzige Amphibienart Mitteleuropas auch in Gebüschen und Bäumen gefunden werden. Er gilt gesamtschweizerisch gemäss Roter Liste als «stark gefährdet».

 

neuer Weiher
Der neu geschaffene Weiher, gespiesen von Grundwasser, kann mal mehr und mal weniger Wasser führen. Periodisch austrocknende Gewässer sind für bestimmte Arten wie den Laubfrosch förderlich. Viele Tier- und Pflanzenarten hängen davon ab und haben sich an vorübergehende Austrocknung angepasst.

 

Entwässerungsgraben
Der bestehende Entwässerungsgraben wurde durch Abflachungen und Ausweitungen naturnah gestaltet. Mittels eines Wehrs wird zukünftig das Wasser des zeitweise trockenfallenden Grabens angestaut und so ein neuer Lebensraum geschaffen. Unter anderem für Libellen wie die in der Schweiz und Europa vom Aussterben bedrohte Helm-Azurjungfer.

 

Helm-Azurjungfer im Chürzi
Die in der Schweiz und Europa vom Aussterben bedrohte Helm-Azurjungfer fühlt sich im Landschaftsraum Chürzi in Greifensee noch wohl. (Bild: Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Fotograf: Albert Krebs).

 

Ein spezieller Dank gilt den engagierten Helferinnen und Helfern der Kommission Riedschutz Greifensee (ASUG), die bei der Gestaltung des Lebensraums durch die Begrünung der Fläche mit lokalem Saatgut und die Pflanzung von Hecken tatkräftig mitgewirkt haben.


Haben Sie Lust, selbst aktiv zu werden? Freiwillige, die sich für die Natur einsetzen möchten, können sich bei der Kommission Riedschutz Greifensee (ASUG) melden: www.asug.ch, info@asug.ch oder Lucas Rieder, Tel. 078 870 16 29. Die ASUG führt ca. 10 Arbeitstage (jeweils an Samstagvormittagen) am Seeufer in Greifensee durch und freut sich auf spontane Mithilfe.

freiwillige Helferinnen und Helfer der ASUG 1
freiwillige Helferinnen und Helfer der ASUG 2
Freiwillige Helferinnen und Helfer der Kommission Riedschutz Greifensee (ASUG) setzen einheimische Sträucher und erstellen Ast- und Steinhaufen.

 

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